Asymbiotische Aussaat und Entwicklung von

Limodorum abortivum (Linné) Swartz 1799

 

Anfang Juli 2003 bekam ich einige frisch gereifte Samenkapseln von Limodorum abortivum von der Côte d'Azur.

Limodorum abortivum ist eine stark pilzabhängige Orchidee, welche selbst nur noch wenig Chlorophyll zur selbständigen Assimilation gebildet hat und somit ein Leben lang von Pilzen (streng mykotroph) abhängig ist. Oberirdisch sichtbar sind Limodoren lediglich zu ihrer Blütezeit und zur Ausbildung der Samen. Blütenstand und Frucht enthalten Chlorophyll und "vergrünen" während ihrer oberirdischen Phase mehr und mehr bis die Samenreife abgeschlossen ist, danach stirbt zumindest der oberirdische Teil ab. 

Am 11. 7. 2003 säte ich die vorher desinfizierte Saat auf sterile Nährböden aus. Aufgestellt wurden die Kulturgefäße dunkel und bei Temperaturen zwischen 20° und 23°. 

Bereits vier Wochen später waren mittels Lupe einige Protokorme sichtbar.

Im September konnte ich erste Bilder einiger nun deutlich sichtbarer Protokorme machen. Gleichzeitig wurde zum ersten Mal auf einen neuen Nährboden transplantiert.

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                                                                                                 Bild 1                       Bild 2

 

Zum 11. 10. 2003 waren die Sämlinge bereits deutlich erstarkt und die "eigentliche Keimungsphase" war abgeschlossen. Jetzt wurden auch die restlichen Protokorme auf frischen Nährboden transplantiert.

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                                                                                            Bild 3                          Bild 4

Ende Dezember 2003 wurden die Limodoren ein weiteres Mal auf frischen Nährboden umgelegt.

Der Entwicklungsstand Ende Mai 2004 stellte sich wie folgt dar:

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                                                                                    Bild 5                                Bild 6

Eine größere Anzahl an Pflanzen hat bereits deutlich Rhizome gebildet von denen jeweils mehrere Wurzeln abzweigen.

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Bild 7

In Bild 7 wird ferner sichtbar, dass die von Rhizoiden (Wurzelhaaren) umgebene Wurzel eines Limodorum abortivum vorne eine Meristemspitze aufweist, die durch ihre Form sichtbar zügiges Wachstum ausdrückt.

Anfang August 2004 wurden die Pflanzen erneut auf neue Nährböden gebracht. 

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Bild 8

Zum Vermessen der Pflanzen wurden einige dem sterilen Milieu entnommen:

limodorumaugust0TEXTinterne.jpg (107617 Byte)Bild 9

Pflanze 1: Wurzellänge 2,1 cm und 0,8 cm bei einer Wurzeldicke von 0,2 - 0,3 cm

Pflanze 2: Gesamtrhizomlänge 1,8 cm bei einer Wurzeldicke von 0,3 - 0,5 cm

Pflanze 3: Wurzellänge 1,8 cm und 0,9 cm bei einer Wurzeldicke von 0,2 cm

Pflanze 4: Wurzellänge 2,8 cm und 1,1 cm bei einer Wurzeldicke von 0,2 - 0,3 cm

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Bild 10              Bild 11   

Als Detailaufnahme einer in Tiefe gehende Wurzel dient Bild 12:

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Weiteres Transplantieren auf frische Nährböden im Abstand von 4 - 6 Monaten erbrachte kein so sichtbares Wachstum mehr, wie es im ersten Entwicklungsjahr festzustellen gewesen war.

Zu beobachten war, dass sowohl die der Luft ausgesetzten Pflanzenteile als auch der daran direkt angrenzende Nährboden immer deutlichere Braunfärbungen (rot-braun) aufwiesen. Die Pflanzen starben hierdurch nicht ab.

Anmerkung: Das Absterben der Pflanzen lag bei maximal 1 % der Pflanzen.

Das Auspflanzen einiger Pflanzen in den Jahren 2005 und 2006 jeweils im Herbst/Winter war ein kompletter Misserfolg.

 

 

Ende 2007, also nach steriler Kultur von mehr als 4 Jahren, entschied ich mich zu Folgendem:

1. Entnahme der Pflanzen aus dem Nährboden.

2. Ein- bis dreimaliges Wässern/Spülen der Pflanzen in vollentsalztem Wasser unter sterilen Bedingungen in einer Menge Wasser die volumenmäßig dem eines frischen Nährboden entspricht.

Ergebnis: nach 3 Tagen enthielt das Wasser 160 - 190 µS mit deutlich sichtbarer Trübung durch Nährbodenreste

...............nach weiteren 3 Tagen enthielt das Wasser 60 - 80 µS

...............nach weiteren 3 Tagen enthielt das Wasser 20 - 30 µS

Die Trübung nahm bei jedem weiteren Wässern ab und das Wasser blieb ab dem 3. Wässern klar. Noch häufigeres Spülen brachte nur noch geringe Effekte < 10 µS.

 

 

3. Danach wurden die Pflanzen auf frische Nährböden unterschiedlicher Zusammensetzung

a) Nährstoffkombination wie vorher

b) Nährstoffkombination wie vorher ohne Nitrat

c) Nährstoffkombination die nur Salze ohne organische Bestandteile

d) reinem gewässertem sterilisiertem Bims kleiner Fraktion 1 - 3 mm

transplantiert.

Die frisch transplantierten Pflanzen wurden, pro Boden je zur Hälfte, am 6.1.2008:

1. dunkel weiter Temperaturen von 20° - 23° C

2. dunkel Winteraußentemperaturen (regengeschützt)

ausgesetzt.

 

Mit diesem Versuch der

-starken Wässerung der Pflanzen

-Temperaturabsenkung

-Transplantieren auf frische unterschiedlich Nährböden

sollen die Pflanzen wieder zu "normalem" Wachstum angeregt werden.

 

Die Ideen, die mich dazu veranlassten, seien kurz skizziert:

Naturstand - Winterbodentemperaturen - Winterregen - Pilzaktivitäten

 

Noch zu erwähnen bleibt:

1. Bei jedem Transplantieren auf neue Nährböden brechen bei einigen Pflanzen Seitenwurzeln ab. Diese entwickeln sich zu normalen Pflanzen weiter und verhalten sich genau wie Sämlinge einer Aussaat. Die Pflanzen sind mechanisch deutlich empfindlicher als andere Orchideen und sogar als Cephalanthera rubra.

2. Im aktuellen Winter wird wieder ein Auspflanzversuch durch Herrn Jan Milosch neben mykorrhizierten Eichen unter kontrollierten Bedingungen durchgeführt.

3. Während des Schreibens konnte ich nach der "brutalen" Spülung der Pflanzen schon frisches Wachstum der Wurzelhärchen beobachten.

 

 

 

Wird fortgesetzt........

Zur Vergrößerung der Fotos bitte auf das entsprechende Bild klicken!

copyright by the author 2004

 

 

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